Vorträge

 

Das Kongressprogramm beginnt am Freitag um 14:00 Uhr und endet am Sonntag um 14:00 Uhr.

 

Danièle Nicolet Widmer - Spirituelle Krisen in der Pubertät - Ausdruck von Krankheit oder von Gesundheit?

Beziehung (also Liebe) als Heilraum für junge Menschen in (spirituellen) Krisen

Immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene sind mit den engen Strukturen von Schule, Ausbildungsplatz und Berufswelt überfordert und fallen raus. Die Diagnosen schon in jungen Jahren nehmen stetig zu: ADS, ADHS, HOCHSENSIBILITÄT, DEPRESSIONEN, ASS usw.
Die jungen Menschen fühlen sich verloren in der Welt, zweifeln am Sinn ihres Lebens, und Eltern, Ausbildner und Therapeuten wissen nicht, wohin mit ihnen…

Wie könnten Heilräume und Heimat aussehen für junge Menschen mit besonderen Bedürfnissen und Fähigkeiten?
Ein Plädoyer für Liebe-volle Gesellschaftsstrukturen und eine einschliessende Welt.

 

Prof. Juliana Bom-Tempo, Clínica-Poética und Casa Aroeira Project, Federal University of Uberlandia, Brasilien

Die Clinica-Poetica ist eine Interventionsstrategie in Zusammenarbeit mit einem transdisziplinären Team, bestehend aus Gesundheitsfachpersonen, Künstlern und Pädagogen.
Wir gehen davon aus, dass jedes Symptom im und durch den Körper auftritt. Die Technik der Clinica-Poetica basiert auf der Arbeit brasilianischer Künstler, so wie Lygia Clark, Helio Oiticica, Ernesto Neto. Wir arbeiten mit Installationen und Performance Kunst und wir unterscheiden 3 Phasen:

  1. «Den Körper öffnen» – wir streben an, die senso-motorische Kapazität zu erweitern und dadurch Blockaden aufzuschliessen
  2. «Unmittelbarkeit» (imminence) – wir entwickeln eine Landkarte der Körperwahrnehmung, arbeiten mit Techniken wir Hyperventilation und anderen.
  3. «Sturm» - die hervorbrechenden körperlichen und emotionalen Reaktionen werden in einen Kontext gestellt

Der Gebrauch psychedelischer Substanzen, speziell Ayahuasca, erweitert die mentale und die Wahrnehmungskapazität und eröffnet so neue Möglichkeiten, auch auf neuronaler Ebene.
Auf diese Weise zielen wir darauf ab, dass der sensorische und emotionale Körper neue Synapsen ausbilden kann und so etablierte Wahrnehmungs- Denk- und Verhaltensmuster verändern kann.
Die unaussprechliche Qualität der psychedelischen Erfahrung macht diese Arbeit zwischen Körper und Kunst zu einem weiten Feld für klinische Forschung.

Das Casa Aroeira Projekt ist eine Gemeinschaft mit Schwerpunkt im Bereich künstlerischer Arbeit, psychedelika-gestützter Psychotherapie und einer intensiven Auseinandersetzung mit akuten und chronischen psychischen Zuständen.
Die Ausrichtung des Projekts zielt auf eine subtile Verbindung zwischen Kultur und Natur mit den Prinzipien von Schamanismus und auch Permakultur.

 

Our work methodology starts from a question: "How are you right now?" as a mapping and intervention device. I've developed for 7 years an intervention strategy that I call Clínica-Poética, in partnership with a transdisciplinary team, which includes health professionals, artists and educators. This strategy has the body as a premise. We understand that every symptom occurs in and through the body, and it is in the sensory and affective dimensions of this somato-territoriality that we propose to interfere. The procedure of Clínica-Poética is based on the works of some Brazilian artists, such as Lygia Clark, Hélio Oiticica, Ernesto Neto. We operate using Installation and Performance art strategies and we divide our procedure in 3 moments:

  • 1st - open the body – we propose to expand the sensory-motor capacity, unblocking what is amortized by daily life;
  • 2nd - imminence – we develop a problematic plan for body sensitivity and perception, we work with techniques of hyper ventilation, motor paralysis or exhaustion;
  • 3rd - storm – this is a moment of composition and clinical management of emotional and emerging body reactions.

The use of psychedelic substances (specifically Ayahuasca) with this methodology has as premise to expand the perceptual mental capacity, creating new marks and paths in neurogenic dimensions.
Thus, we aim to enable the sensory and emotional body to build new synapses, changing patterns of thought and sensitivities already established. We propose to support new somato-emotional trails for vital performance, undoing patterns of thought that are not very interesting to mental health. The ineffable characteristic of the psychedelic experience makes the somatic-aesthetic work a great field for clinical exploration.

Another point that I would like to share with you is the Casa Aroeira project as a community focused on artistic practices, therapy assisted by psychedelics and immersive accompaniment with acute and chronic conditions linked to mental health.
The whole perspective surrounding this project is based on the subtle connection between culture and nature and the principles of shamanism and permaculture.

 

Dr. med. Martin Heuser - "Psychiatrie – zwischen Anspruch und Wirklichkeit"

Dr. med. Martin Heuser ist Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Facharzt für Neurologie und ist aktuell als Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Prien am Chiemsee niedergelassen.

Ausgehend von den Empfehlungen der Psychiatrie Enquete aus dem Jahre 1975 und den Entwicklungen der Psychiatrie bis damals will der Referent das Spannungsfeld von Anspruch und Wirklichkeit in der Psychiatrie bis heute ausleuchten. Im Vortrag werden dabei die gesellschaftlichen Erwartungen an die psychiatrische Versorgung und zugleich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen betrachtet, in denen diese stattfinden muss. Dabei fließen langjährige persönliche Erfahrungen des Referenten als Facharzt in der stationären und ambulanten Versorgung psychisch erkrankter Menschen ein. Nicht zuletzt setzt sich der Referent mit der Frage auseinander, in wie weit die Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung, als Ausdruck von "Liebe in der Psychiatrie", an die allgemeine Entwicklung von Werten und Normen in der Gesellschaft gekoppelt ist.

 

Helena Gemmel - "Heal your brain" - Was unser Gehirn angreift und mit welchen Möglichkeiten wir vorbeugend und heilend selbst wirksam werden können.

In diesem Kurzreferat wollen wir dem Einfluss von elektromagnetischer Felder, Toxinen und Umweltgiften auf das Gehirn nachgehen und untersuchen, warum Psychotherapie in der heutigen Zeit allein nicht ausreicht. Ausserdem soll beleuchtet werden, was unsere Neurotransmitter jenseits von Psychopharmaka in Schwung bringt und was die Neuroplastizität fördert.

 

Christel Bucher - Neues aus der Gehirnforschung - Kommunikation und Interaktionsprozesse im therapeutischen Kontext

Mit einem speziellen EEG-spectralanalytischen Messverfahren können funktionelle Prozesse des Gehirns sichtbar gemacht werden. In den entsprechenden Messgrafiken zeigen sich EEG- Korrelate für Gefühle, die zum einen als Blockaden, Traumatisierungen, Ängste, Umweltbelastungen oder aber auch als Empathie, Intuition und Offenheit für Bewusstseinsprozesse interpretiert werden können.

Durch parallele Messungen Arzt und Patient oder Therapeut und Klient wird die Bedeutung der Beziehung im therapeutischen Kontext sichtbar.
Aussagen zu der Bedeutung der gedanklichen Einstellung und auch der nonverbalen Informationsübertragung sind möglich und tragen zur Optimierung der therapeutischen Prozesse bei.

Unser Gehirn ist plastisch und lebenslang zur plastischen Reorganisation bereit. Das bedeutet, dass wir uns durch Lernprozesse ständig weiter entwickeln können. Das Gehirn verändert sich und passt sich den jeweiligen Lebensumständen an, entwickelt aber auch Kompensationsstrategien zum Umgang mit belastenden Emotionen.
Um diese Prozesse zur Überwindung und Ablösung verfestigter Muster im Umgang mit belastenden Emotionen zu initiieren oder Lernprozesse zu optimieren, arbeiten wir mit neuroaktiver Musik. Diese spezielle Musik kann auf der Grundlage der Messung für die Klienten individualisiert erstellt werden.

 

Kasia Weidenbach – Liebe in der Psychiatrie – Ein persönlicher Bericht

Was heisst eigentlich „Liebe in der Psychiatrie“? Wie äussert sich konkret die Liebe? Was für Auseinandersetzungen beinhaltet sie? Und welche Visionen entstehen daraus? Eine Annäherung an diese Fragen aus einer ganz persönlichen Perspektive.

 

Andreas Braun und Manfred Dreier - Über das Mittelmass von Diagnosen hinaus den kranken Menschen wirklich erkennen.

In diesem Vortrag werden die Referenten die Möglichkeiten und Grenzen psychiatrischer und psychologischer Diagnostik ausloten und ein auf der Basis von Beziehung und Kontakt entstehendes diagnostisches Vorgehen vorstellen, das dem Patienten hilft, sich selbst zu erkennen und in seinem So-Sein anzunehmen. Lebensnahe Beispiele sollen auch nicht therapeutisch tätigen Menschen Impulse geben, sich und andere besser zu verstehen.

 

'Liebe' in der psychiatrischen Pflege - Hirngespinst oder Herzensangelegenheit?

Der Vortrag ist eine Auseinandersetzung über das Mass und die Qualität von Nähe in der psychiatrischen Pflege. Es ist vieles in der Psychiatrie nicht psychiatrisch. Gewalt, Ohnmacht, Hilflosigkeit und Tod, aber auch Hoffnung, Freude, Humor und vielleicht ein bisschen 'Liebe' kommen überall vor.
Was macht eine gute Pflege in der Psychiatrie aus? Was heilt einen psychiatrischen Patienten?
Eine 'liebende' Haltung im Pflegeberuf an diesem besonderen scheint eigentlich unumgänglich. Die Psychiatrie ist keine exakte Wissenschaft. Sie ist ein Feld, wo Beziehung zwischen Menschen sehr wichtig ist. Und das macht die ganze Sache noch fragiler als sie ohnehin schon ist.
Was ist 'Es', das den psychiatrischen Patienten und nicht zuletzt den Mitarbeitenden in der Psychiatrie zu mehr Vertrauen und Zufriedenheit, zu mehr Sinn verhilft?

 

Ilona Neumann – Geschichten über das Anderssein

Immer schon haben sich die Menschen mit dem Thema Liebe auseinandergesetzt und auch mit ihrer heilenden Wirkung. In uns sehr bekannten Märchen und Mythen stecken oft Auseinandersetzungen und Antworten auf aktuelle Fragen, die uns während unseres diesjährigen Kongresses beschäftigen werden.
Ich möchte zur Besinnung und Unterhaltung solche Geschichten erzählen.

 

Die antipsychiatrische Bewegung von ihren Anfängen bis jetzt - eine Annäherung

Was ist eigentlich genau Antipsychiatrie?
Dieser Vortrag beleuchtet die Entstehung und Entwicklung einer Bewegung, die ganz unterschiedliche Strömungen in sich fasst, und die sich keinesfalls auf den Begriff der einen Antipsychiatrie herunterbrechen lässt, sondern vielmehr essentielle Fragen aufwirft: Was brauchen Menschen, um heil zu werden? Was ist unsere Aufgabe und Verantwortung als PsychiaterInnen, als PsychotherapeutInnen? Wie sieht eine alternative Psychiatrie aus, und wie radikal muss diese sein?
Wenn diese und noch viel mehr Fragen in uns Raum bekommen, führen sie uns vielleicht zu einer Vision von Liebe in der Psychiatrie.

 

Erfahrungsberichte

Von psychiatrischen Krankheiten betroffene Menschen erzählen von ihren Krisen, Erlebnissen und Therapien und geben damit einen Einblick in das, was Psychiatrie ist und sein könnte.

 

Live Supervision

Therapeuten und Therapeutinnen stellen Fälle aus der Praxis vor, die gemeinsam mit dem Supervisions-Team besprochen werden.